La Belle Ferronnière – Leonardo da Vinci

Eigentlich könnte man annehmen, ein Künstler wie da Vinci wäre bis ins jede Detail von der Kunstgeschichte erforscht und es gebe keine Geheimnisse mehr, die ihn betreffen. Doch unser heutiges Beispiel zeigt, dass wir selbst von berühmten und gut erforschten Künstlern und ihren Werken weniger wissen, als die Kunstgeschichte gern vorgibt.

Das hier vorgestellte Bild hängt im Louvre in Paris, mit einer schönen kleinen Namensplakette: „Leonardo da Vinci – La Belle Ferronnière „.

Doch was davon stimmt? Stimmt überhaupt etwas? Tha, das wissen wir nicht!

Zum ersten Mal wird das Gemälde der schönen Frau nämlich erst im Jahr 1642 in einem Katalog der Sammlung des Schlosses Fontainebleau erwähnt und Leonardo zugeschrieben. Da war der Künstler schon seit 120 Jahren tot. In Leonardos eigenen Aufzeichnungen findet sich jedoch keinerlei Hinweis auf dieses Bild, auch keine Vorstudien, die eindeutig diesem Kunstwerk zuordenbar wären. Hinzu kommt, dass Gemälde selbst nicht unterschrieben ist auch keine Jahresangabe hat. Vom Still her passt es zum Leonardo, das stimmt, auch manche Details der Ausführung zeigen in seine Richtung, ob es aber wirklich sein Werk ist, oder vielleicht nur von jemandem aus seiner Werkstatt oder von einem seiner Schüler gemalt wurde, als der Meister längst gestorben war, dass wissen wir nicht.

Die zweite Kontroverse: wer ist das eigentlich auf dem Bild? Der Name La Belle Ferronnière trug eine bekannte Mätresse des französischen Königs Franz I. Als Leonardo starb 1519, war der König jedoch erst (geboren 1494) 25 Jahre alt. Nehmen wir an, das Gemälde ist nicht in den letzten Jahren des Künstlers entstanden, war der König zur Zeit der Entstehung des Gemäldes noch ein Teenager. Madame Feron, die besagte Mätresse, ist sogar erst 1500 geboren… Bedeutet natürlich nicht viel in der damaligen Zeit, wo man gern früh heiratete, aber etwas merkwürdig ist es schon.

Vermutlich bekam das Gemälde ihren heutigen Namen einfach durch eine Verwechslung: in dem besagten Katalog heißt das Gemälde eigentlich „eine Herzogin von Mantua“ von da Vinci. Im selben Buch wird jedoch ein weiteres Gemälde „La Belle Ferronnière“ erwähnt. Vermutlich verwechselte man irgendwann im frühen 18. Jahrhundert die beiden Werke. Möglicherweise deswegen, weil die schöne Frau ein mit Juwelen besetztes Stirnband trägt, welches ab dem 16. Jahrhundert als „Ferronière“ bezeichnet wurde. Man sah den Schmuck, kannte den Namen, wusste von einem derartigen Porträt in der Sammlung => Voila, La Belle Ferronnière von da Vinci.

Wer ist die Dame auf dem Bild dann? Tja, eine ungelöste Frage der Kunst. Möglicherweise ist es Lucrezia Crivelli oder Cecilia Gallerani? Die einzige eindeutige Antwort ist: wir wissen es nicht.

Ach, und noch ein weiteres dunkles Geheimnis hinter diesem Gemälde: La Belle Ferronière, eigentlich Madam Feron, war bereits mit einem Pariser Rechtsanwalt verheiratet, als sie Geliebte des Königs wurde. Ihr Mann, rasend vor Eifersucht, entschied sich zu rächen: er ging ins Bordell, steckte sich mit Syphilis an, reichte diese an seine Frau weiter, die anschließend den König mit der damals extrem gefährlichen Krankheit ansteckte, so dass dieser unfruchtbar wurde.