Wer Sanftmut, Güte, Edelmut und Erhabenheit von der Religion erwartet, der sollte lieber einen großen Bogen um die griechischen bzw. römischen Götter machen. Diese hatten es nämlich Faustdick hinter den Ohren…

Nehmen wir die schöne Venus, deren Entsteigen aus dem Meer Botticelli so wundervoll gemalt hat. Sie wurde geboren, nachdem Uranus von seinem eigenen Sohn mit einer Sichel entmannt wurde. Aus dem verstreuten Samen entstand die Liebesgöttin. Interessante Art, geboren zu werden…

Nachdem sich die wunderschöne Venus den Göttern präsentiert hatte, fiel Jupiter nichts besseres ein, als sie mit Vulcanus zu verheiraten, seinem abgrundhässlichen Sohn, den er mit Juno hatte (die übrigens auch seine Schwester war). Vulcanus war als Baby so fürchterlich hässlich, dass er von allen Göttern gehasst und gemobbt wurde. Da er außerdem nur schrie, warf ihn seine wutentbrannte Mutter zur Erde, wobei er sich noch am Bein verletzte und sein Leben lang hinkte.

Daraufhin wurde Vulcanus zu einem meisterhaften Schmied und schmiedete dem Vater einen Zepter sowie der Mutter einen goldenen Thron. Als Juno sich allerdings drauf setze, wurde sie von unsichtbaren Fesseln festgehalten und konnte nicht mehr aufstehen. Erst als man ihm zugesichert hatte, ihn wieder in den Götterhimmel aufzunehmen, kam er und befreite seine Mutter.

Reizende Familie, oder?

Nun haben wir die wunderschöne Venus, die Göttin der Liebe, der Lust und der Freude, verheiratet mit Vulcanus, schmutzigem, hässlichen, unter der Erde lebendem Schmied. Denkt ihr nicht auch an „Das Model und der Freak“?

Also tobte sich Venus außerhalb der Ehe aus, vor allem mit ihrem Adoptivbruder Mars, was zu mindestens fünf Kindern (u.a. Amor) führte, sowie unter anderem dem sterblichen Adonis (der vom eifersüchtigen Mars getötet wurde, indem sich Mars in ein Wildschwein verwandelte).

Aber auch Vulcanus blieb nicht treu, auch er hatte mindestens vier Kinder mit anderen Frauen und etliche weitere Abenteuer…

Offenbar, so zumindest die Mythologie, blieben die gegenseitigen Affären und vor allem Venus Schwangerschaften trotzdem unentdeckt. Wie, das fragen sich nicht nur die Mythenforscher….

Aber Sol, die Sonne sieht alles, auch die Affären Venus. Er berichtet darüber dem Ehemann, der einen perfiden Racheplan schmiedet (dass er selbst fremd ging, ist ihm natürlich egal): er schafft ein unsichtbares Netz und umgibt damit das Bett seiner Frau. Als Mars zu seinem Schäferstündchen kommt, verfangen sich beide in dieses und können sich nicht befreien. Genüsslich lädt Vulcanus nun alle anderen Götter, vorbei zu kommen, und die beiden in flagranti zu besichtigen…