Wir hatten schon ganz, ganz viele männliche Maler und ihre Werke uns angeschaut. Höchste Zeit, sich dem weiblichen Geschlecht zuzuwenden!
Nur leider fällt die Auswahl schwer, denn in der uns interessierenden Zeit gab es nur sehr, sehr wenige Malerinnen. Zu anders war die Mentalität der Menschen, zu schwerwiegend die Hindernisse. Da fragt man sich schon, was uns alles an großartigen Gemälden vorenthalten wurde, weil ein weibliches Talent in ihrem Alltag untergegangen ist.
Umso mehr gilt daher die Bewunderung einer der Frau, die es geschafft hatte: Élisabeth Vigée Le Brun.
Ihr Leben beginnt am 16. April 1755, als Tochter einer Haarstylistin und eines Malers, bei dem sie bereits als Kind erste Erfahrungen in der Kunst macht. Mit 10 Jahren tritt sie in eine Klosterschule, wo zum ersten Mal ihre großartige Begabung auffällt. Ihr Vater unterstützt sie, stirbt aber nur zwei Jahre später. Ihre Mutter heiratet erneut, einen vermögenden Juwelier, dessen Beziehung zur Stieftochter sich aber schlecht gestaltet. Élisabeth ist angewidert davon, dass er die Kleidung ihres Vaters trägt, dazu noch ohne sie dabei auf seine eigene Figur anzupassen…
Sie malt ihre ersten professionellen Porträts und schafft es tatsächlich, in der Academie de Saint-Luc eine Ausstellung zu bekommen. Auch als sie nun, wie üblich zu dieser Zeit, heiratet (Jean-Baptiste-Pierre Le Brun, Kunsthändler) hört sie im Gegensatz zu vielen anderen Künstlerinnen nicht auf.
Wie verklemmt die Zeiten waren, beweist ein Skandal von 1787, als Elisabeth ein Autoporträt von sich selbst und ihrer Tochter malte, auf dem sie mit offenem Mund lacht. Eine unfassbare Verletzung der Moral und der Kunstprinzipien!
Sie kommt unter die Fittiche von Marie Antoinette, wird ihre inoffizielle Hofmalerin. Nicht weniger als 30 Porträts der Königin und ihrer Familie enstethen in der Zeit. Sie soll zum Mitglied der Academie royale de peinture et de sculpture werden, doch weil ihr Mann ein gewöhnlicher Kunsthändler ist, wird sie abgelehnt. Erst ein Machtwort des Königs auf Veranlassung von Marie Antoinette überwindet die Schikane.
Als die Revolution ausbricht, flüchtet Elisabeth nach Italien, geht dann nach Österreich, Russland und sogar nach Deutschland. Endlich 1802 schafft es ihr Mann, den auf ihr liegenden Revolutionsbann zu löschen und sie darf nach Frankreich zurück. Sie kauft ein Haus in Louveciennes und verbringt ihre letzten Tage zwischen ihm und Paris, bevor sie am 30. März 1842 stirbt.