Wir befinden uns in einem dicht bewuchertem Park. Es ist Nacht, der Mond scheint zwischen den Wolken und erleuchtet die Landschaft. Eindeutig die Zeit für Verliebte, für geheime Treffen zu einer Zeit, als man sich noch nicht offen im Cafe oder im Club treffen konnte und aus Angst vor Gerüchten und Rufverlust lieber so manches im Verborgenen stattfand.
An einer Statue im Park treffen sich zwei Verliebte: ein Mann in einer Pierrot-Kleidung sowie eine, nicht mehr ganz junge, Frau aus höherer Schicht.
Die Figurengruppe, vermutlich Venus mit Hymenaios, dem Gott der Vermählung, die beide halb in Dunkelheit versteckt sind, läßt vermuten, dass wir es hier mit einem Liebesabenteuer haben. Aber wohl mehr mit einem Ehebruch als mit einer unschuldigen Leidenschaft, denn der Gott der Ehe ist kaum sichtbar im Schatten. Offenbar ist die Frau sehr wohl verheiratet und hat sich von ihrem Gemahl weggestohlen, um einem kleinen amurösen Abenteuer nachzugehen. Doch sogar Venus selbst scheint sich etwas abzuwenden von den beiden zum Hymenaios hin, als würde sie erinnern wollen, dass die Frau ja schließlich verheiratet ist und sie über den Seitensprung nicht erfreut ist. Etwas merkwürdig für eine Göttin, die ja für Lust und Verlangen in jeder Form steht…
Zwischen den beiden Turteltauben besteht ein großer Standesunterschied: die Dame kommt aus dem gehobenen Mittelstand, vielleicht ist sie die Ehefrau eines reichen Kaufmannes. Sie trägt reiche, vornehme, wenn auch nicht adelige Kleidung, deren viele roten Schleifen jedoch einen gewissen Hang zur Flatterhaftigkeit zeigen. Und ein Komödienschauspieler, der stets für das Unbeständige und Leichtsinnige steht. Kaum vorstellbar, dass es zwischen zwei Personen aus so unterschiedlichen Ständen es zu einer ernsten Ehe kommen würde, ja, der etwas böse und verlogene Gesicht des Schauspielers läßt vermuten, dass hier jemand nur auf ein Abenteuer aus ist. Offenbar gelang ihm die Eroberung der biederen Ehefrau, die er sogar recht schamlos (für damalige Zeit) direkt an der Brust anfasst, aber wirklich ernstere Absichten hat er natürlich nicht.
Doch offenbar war das Treffen doch nicht so geheim, wie die beiden beabsichtigten. Wie aus einer Theaterloge taucht eine Gruppe sichtlich belustigter Menschen, erhellt durch die Fackel des Amors. Wie Zuschauer, die ein Schauspiel genießen, lehnen sie sich über die Brüstung, der Mann stützt sich mit dem Arm, die Frau beugt sich nach vorne, um beser zu sehen. Amor zeigt mit seiner Linken sogar direkt darauf hin, was unter ihnen zu sehen ist. Der Mann greift sich etwas nachdenklich an die Lippen, in einer Mischung aus Überraschung und glatter Neugier, die Frauen sind einerseits fasziniert, andererseits offenbar auch etwas entsetzt darüber, was sie sehen. Man kann regelrecht hören, wie sie sich in verlogenem Entsetzen amüsieren, wie denn die Frau so gefallen sein könnte…
Die überraschte Dame macht erschrockenes Gesicht. Sie weiß, dass sie nun zum Hauptthema im Klatsch der Stadt wird. Der Schauspieler hingegen ist eher verärgert ob der Störung, aber klar, er hat ja keinen Ruf zu verlieren im Gegensatz zu der Frau, die nun von Zeugen bei einer sehr unstandesgemäßen Beschäftigung entdeckt wurde.
Die ganze Darstellung erinnert an eine Szene im Theater: Zuschauer, die aus der Loge schauen, zwei Schauspieler auf der Bühne, von denen einer auch wirklich ein Schauspieler ist, eine beinah-spot Beleuchtung auf die erschrockene Frau, die Parkkulisse um die Menschen, all das vermittelt den Eindruck, in einer Vorstellung zu sein.