Nach der schweren Kost der letzten Tage durch das Osterfest wenden wir uns doch heute einfach mal einem leichten, beschwinglichen Thema: einer Schaukel. DER Schaukel, von Jean Honore Fragonard.
Wir sehen, typisch Rokoko, eine opulente, ausladende Landschaft. Knorriger Baum rechts, dicht überwuchert mit anderen Pflanzen, beschattet eine lockere, entspannte Situation: eine schöne Frau in ihrem prächtigen Kleid schaukelt entspannt und zufrieden auf einer Schaukel, die an den Zweigen des Baumes befestigt ist. Hinter ihr, fast im dunklen versteckt, sitzt ein älterer Mann, der sie schaukelt.
Doch was der Betrachter vor allem sieht, ist ein junger Mann, der vor der Frau auf dem Boden in den Büschen liegt und, mehr oder weniger deutlich, der jungen Dame… unter den Rock starrt. Er ist sogar so dreist, mit seiner Hand darauf zu zeigen, was ihn denn so interessiert… Offenbar ist die Frau aber nicht abgeneigt, kokett, beinahe affektiert, hebt sie ihre rechte Hand und wirft den rechten Fuss hoch, so dass ihr Schuh im großen Bogen davon fliegt. Sie ist alles Verlockung und darauf erpicht, den Mann in den Büschen in ihren Bann zu schlagen.
Ist der ältere Mann vielleicht der Ehemann der jungen Dame, die sich so freizügig gegenüber dem jungen Herren in den Büschen zeigt? Er weiß offenbar nichts von dem anderen Herren und hat nur Blick für die schwingende Schönheit. Wird er hier gerade auf eine dreiste Art hintergangen? Oder ist es einfach nur ein Gärtner, der die Aufgabe bekam, die Dame zu amüsieren, was er, mehr oder weniger pflichterfüllt, tut? Darauf könnt en die verstreuten Gartenwerkzeuge im Vordergrund hindeuten. Der Kontrast der beiden ist jedenfalls sehr stark: der ältere Herr ist dunkler, unscheinbarer, gesetzter, hat einen beinahe gelangweilten Gesichtsausdruck, ruht fast wie ein Steindenkmal auf dem Sockel. Der junge Mann hingegen ist fröhlich, hell, leidenschaftlich in seiner stürzenden Position, sein Gesicht ist regelrecht entzückt von dem sich ihm bietenden Anblick.
Ein für das Rokok typisches fröhliches, naturnahes und doch etwas geheimnisvolles Gemälde, welches mehrere Deutungen erlaubt. Dazu passt auch etwas seine Geschichte: die erste Aufzeichnung über seine Existenz kommt von Marie-François Ménage de Pressigny, welcher 1794 auf einer französischen Guillotine seinen Kopf lassen musste. Nach einigen weiteren Eigentümern landete es in der Wallace Collection in London, wo es sich bis heute befindet.
Es gibt übrigens zwei weitere Lopien von dem Gemälde, eines davon in Versailles, aber keines von Fragonard.