Wenige Menschen in der Geschichte sind so umstritten, wie Girolamo Savonarola, Dominikaner, Bußprediger, Reformator, der auf einem Scheiterhaufen sein bewegtes Leben endete.
Als drittes von insgesamt sieben Kindern war Girolamo zum Arzt bestimmt. Er erwarb den Titel Magister Artium und begann mit dem Studium der Medizin. Vom Ordensleben war er da noch weit entfernt, zumindest ein (abgewiesener) Heiratsantrag an Laodomia Strozzi scheint wohl stattgefunden zu haben, bevor dann 1475 doch die große Verwandlung passiert: Girolamo bricht sein Studium ab und wird Mönch. Seine Erfolge als Prediger sind anfangs relativ armselig, doch mit der immer endzeitlicher werdenden Prägung seiner Worte wird er immer beliebter und umjubelter, vor allem, als er die dringend notwendige Kirchenreform anfordert.
1490 wird er, ausgerechnet auf eine Bitte von Lorenzo de Medici, nach Florenz entsendet, wo er zum Prior von San Marco wird. Obwohl er zunehmend Reichtum, ungerechte Herrschaft und Antikebezug kritisiert, alles, was in der Gestalt der Medicis die perfekte Vervollkommenheit findet, bleibt er dem Geschlecht an sich aber immer wohlgesonnen.
Als er dann noch das Sterbedatum vom Papst Innozenz VIII vorhersagt, gibt es kein Ende mehr: die Menschen halten ihn für einen vom Gott gesendeten Propheten.
Im Laufe der Zeit wird er immer fanatischer. In seinem Auftrag ziehen große Scharen von jungen Leuten durch die Strassen von Florenz, beschlagnahmen Schmuck, Gemälde, Kosmetika, ja sogar Spiegel und Musikinstrumente. Alles wird in einem riesigen Scheiterhaufen verbrannt, dem berühmten Fegefeuer der Eitelkeiten. Ein schrecklicher Fanatismus, welches auch in der Welt der Kunst unersetzliche Lücken hinterließ. Viele Kunstwerke gingen verloren, selbst der große Boticelli musste (wollte) einige seiner schönen Schöpfungen dem Feuer angedeihen.
Doch dann kam es zum Stimmungswandel. Zuerst die herrschenden Eliten, dann auch die Menschen stellten sich gegen ihn, vor allem, als er vom Papst Alexander VI. exkommuniziert wurde. Die aufgebrachte Menge schleppte ihn aus dem Kloster, er wurde eingekerkert, gefoltert und zum Tode verurteil. Zuerst gehängt, wurde dann verbrannt. Wenn Ihr in Florenz auf dem Piazza della Signoria seid, sucht die Stelle, wo es geschah, sie ist deutlich markiert und leicht zu finden!
Welch ein Gegenteil zu dem aufgeregten, ereignissreichen Leben des Mönchs bildet wiederum das von Fra Bartolommeo, dem Schöpfer des berühmtesten Porträts Savonarolas.
Als Bartolommeo di Pagholo wurde er 1472 in Savignano di Prato in der Toskana geboren. Sehr schnell wurde er zum Maler, zuerst als Schüler beim Cosimo Rosselli, dann arbeitete er zusammen mit Mariotto Albertinelli. Als er seine Zeichnungen Savonarola zeigte, verwarf dieser sie als belanglose und korrupte Kunst. Die einzige erlaubte Aufgabe der Malerei bestand laut Savonarola darin, Ereignisse aus der Bibel zu illustrieren, um sie denen nahe zu bringen, die nicht lesen können. Offenbar war Bartolommeo sehr beeindruckt von dieser Sicht, denn er blieb ein treuer Anhänger des Domnikaners und malte ca 1498 eines der ikonischsten Gemälde der Renaissance, das Porträt Girolamos.
Wir haben vor uns ein fast schwarzes Gemälde, aus dem im starken Kontrast das helle Gesicht des Mönches zum Vorschein kommt. Der Hintergrund ist so dunkel, dass sich der ebenso dunkle Gewand kaum davon abhebt, nur durch leichte Schattierung ist es überhaupt erkennbar. Kein Schmuck, keine Verzierrungen, nur ein schlichter und schmuckloser Umhang.
Davor ein markantes Gesicht mit einer großen Nase, festem, beinahe fanatischen Blick, zusammengepressten Mund. Ein Mann, der weiß, was seine Aufgabe im Leben ist und der unberirrbar dieser folgt, ungeachtet der Kosten und ohne Rücksicht auf Verluste. Wie meisterhaft Bartolommeo da schon das Lichtspiel beherrscht, zeigt das asketische Gesicht des Mönchs mit seinen eingefallenen Wangen und Augen. Das Gesicht ist sehr hell, beinahe als würde es strahlen, vor allem dank des Kontrastes mit dem dunklen Hintergrund. Es ist die Lehre des Mönchs, die wie ein Lichtstrahl aus dem Dunkel der Zeit und der Verdobenheit des Alltags hervorscheint.
Als Savonarola stirbt, wird Bartolommeo selbst Dominikaner. Er verzichtet erst einmal auf die Malerei, kehrt aber zum Glück wieder zu der Kunst zurück. Er malt Freskos und trifft irgendwann nach 1507 Raffael. Beide Maler werden Freunde, Bartolommeo lernt von dem jungen Künstler den Einsatz der Perspektive, Raffael zeigt wiederum großen Sprung in seinem Umgang mit Farben und Malen den Kleidungsfalten nach der Begegnung mit dem Mönch. Sie bleiben für immer gut befreundet, so sehr, dass Bartolommeo sogar zwei seiner unfertigen Gemälde Raffael übergibt, als er Rom verläßt.
Eine Erschütterung in seinen Glauben an die Dominikaner erlebt Bartolomeo, als sein Gemälde „Heiliger Vater, Maria Magdalena und Heilige Katharina“, welches er für diesen Orden in Venedig gemalt wurden, nicht bezahlt worden ist. Genervt und getroffen nimmt der Maler es daraufhin zurück nach Lucca, wo das Werk bis heute ausgestellt ist. Nach einem Aufenthalt dort und anschließend in Rom, wo er u.a. Peter und Paul, (in Pinacoteca Vaticana) malt, bevor er nach Florenz zurückkehrt und 1517 stirbt. Ein ruhiges Malerleben, könnte man beinahe sagen…