Das Gemälde „Die heimliche Botschaft“ ist ein typisches Gemälde des Rokoko: bunt, natürlich, sentimental und verträumt.
Wir sehen eine schöne junge Frau, der soeben eine Taube eine Nachricht überbracht hatte. Der Vogel streckt genüsslich seine Flügel aus, wohl auch etwas ermüdet nach seinem Flug.
Die Nachricht ist sicherlich sehr angenehm, so konzentriert und in diese versunken ist die Leserin. Ihr verträumter Gesichtsausdruck verrät, dass der Inhalt des Briefes ihr sehr, sehr genehm sein muss. Ein Liebesbrief vielleicht? Die im Hintergrund sichtbare antike Plastik mit Amoretten deutet sehr stark darauf hin. Auch die im Korb gesammelten Rosen sind ein klares Zeichen für eine gefühlsvolle Nachricht, es sind schließlich Blumen der Liebesgöttin Venus.
Wer ist die Frau? Da sie barfuß ist, ihre Frisur eher einfach und wenig kunstvolle, sie einen Strohhut sowie Korb mit Blumen trägt, könnte man vielleicht sagen, eine einfache Bäuerin aus dem Landvolk. Doch dies kann nicht stimmen. Der Stoff ihres Kleides schimmert kostbar, ihre Haltung ist nicht die einer einfachen Frau und vor allem… sie kann lesen, eine Fähigkeit, die zu dieser Zeit kaum jemand aus der einfachen Bevölkerung beherrschte.
Auch der Eindruck der wilden Natur trügt. So wild ist sie nicht, sie wirkt vielmehr künstlich angelegt. Die Kletterpflanzen und der Baum dahinter umschmiegen regelrecht das (pseudo)antike Relief, welches sicherlich nicht per Zufall sich dort einfand. Die Büsche wirken beschnitten und in eine liebliche Form unauffällig gezwängt. Vermutlich ist es vielmehr ein kunstvoll angelegter Garten, der nur den Eindruck erwecken sollte, dass die Natur hier wild ist, obwohl sie in Wirklichkeit von einer Schar erfahrener Gärtner in Zaum gehalten wird.
Vermutlich ist die Frau, vielmehr eine Dame, eine Person des gehobenen Standes, der es gefällt, sich naturnahe und einfach zu geben, ohne sich natürlich den wirklichen Mühen des alltäglichen Lebens der einfachen Bevölkerung bewusst zu sein. Das ganze Bild wirkt heiter, verträumt. Die liebliche, freundliche und idealisierte Natur ist ein Rückzugsort von Anstrengungen der Hofetikette, in der man der Liebe und seinen Träumen schwelgen kann.
Gemälde Rechteinhaber: Herzog Anton Ulrich-Museum Braunschweig