Das Narrenschiff von Hieronymus Bosch war einst ein Teil eines Triptychons, von dem leider das Mittelteil im Laufe der Geschichte verloren gegangen ist. Auch wurde das Gemälde immer mal wieder im Laufe der Jahrhunderte (gemalt etwa 1490 – 1510) übermalt, so dass sich das Orginalzustand kaum noch herstellen lässt.

Dennoch ist es ein spannendes Kunstwerk, welches wir uns heute genauer anschauen möchten.

Vermutlich bezieht sich das Gemälde auf die Schrift „Das Narrenschiff“ von Sebastian Brandt, eine spätmittelalterliche Moralsatire. Brandt beschreibt über 100 Narren, die sich auf einem Schiff unterwegs nach Narragonien befinden, indem er sich über ihre Laster und Narreteien satirisch lustig macht.

Das Narrenschiff von Bosch ist jedoch eher eine kleine Schaluppe, welches durch grünes Wasser pflügt. Auf den ersten Blick könnte man sogar denken, es schwimmt gar nicht im Wasser, sondern steht auf einer grünen Wiese inmitten einer lieblichen Landschaft, noch verstärkt durch die vielen Blätter am Mast des Schiffes und den silbernen Flecken im Hintergrund, die auf Wasserläufe erinnern.

Das Boot ist überladen mit Insassen, welche sich offenbar in richtiger Feierstimmung befinden. Sie musizieren, lachen und haben eindeutig richtig Spaß. Eine Nonne spielt ein Instrument und versucht, gemeinsam mit einem Mönch, an einem herabhängenden Pfannkuchen zu knabbern. Dass dieser Pfannkuchen in seiner runden Form an eine Hostie und damit Leib Christus erinnert, vergrößert noch die offensichtliche Blasphemie der beiden Kirchendiener, die schließlich Armut und Zurückhaltung gelobt haben.

Drei weitere Insassen sitzen im Hintergrund und scheinen, wie typisch Betrunkene lautstark ein Lied zu grölen, während einer davon einen riesigen Löffel als Steuerruder hält, ohne jedoch den geringsten Blick dafür zu haben, wohin das Boot treibt.

Ein vierter, über die Bordwand gelehnt, übergibt sich offenbar ins Wasser, während ein weiterer zum Boden gesunken ist und offenbar sich dem Schlaf eines Betrunkenen hingeben wollte, hätte die Frau mit der Kanne in der Hand ihn nicht aufgeweckt. Sie scheint ihn aufzurütteln, damit er sich weiterhin dem Saufgelage hingibt.

Zwei Reisende fielen oder sprangen nackt ins Wasser und treiben nun in der grünen Brühe, offenbar völlig unbekümmert. Einer von ihnen geht schon unter, doch das einzige, was ihn kümmert, ist noch mehr Alkohol zu bekommen, so bittend hält er seine Schüssel hoch.

Das Schiff selbst keinen Segel, sein Mast ist mit vielen Zweigen und Blättern versehen, so dass er einem Baum ähnelt. Ganz oben, in der Laubkrone, lügt ein merkwürdiges (dämonisches?) Gesicht hervor. An den Baum gebunden ist offenbar ein gerupftes Hühnchen, welches gerade von einem weiteren Feiernden abgeschnitten werden soll. Dieser hantiert unsicher mit seinem Messer so knapp an einem der Seile, die den Mast aufrecht halten, dass er möglicherweise dieses durchtrennen wird und der Mast stürzt ab.

Der einzige wirkliche Narr sitzt abseits, im Hintergrund, regelrecht angewidert von dem Treiben hinter und unter seinem Rücken. Er nippt an seiner Schale, sitzt in seinen Gedanken versunken und blickt leer vor sich hin. Offenbar ist der richtige Narr weniger närrisch, als die Menschen auf dem Boot.