Ein sehr häufiges Motiv in der Kunst ist das einer nackten Frau, welche auf dem Rücken eines Pferdes durch eine ausgestorbene, menschenleere Stadt reitet, nur bedeckt durch ihre Haare und häufig beschämend zum Boden schauend. Was steckt dahinter?

Eine Legende. Eine romantische und schöne Legende.

Lady Godiva
Lady Godiva John Collier

Lady Godiva (oder Godgifu) lebte im 11. Jahrhundert um schönen England, in oder um Coventry. Belegt ist die Stiftung einer Benediktinerabtei in Coventry für 1043, unternommen von Leofric, Earl of Mercia sowie seiner Gemahlin Godiva.

Der erste Nachweis dieser um sie sich rankenden Legende ist deutlich später aufzufinden, erst im 13. Jahrhundert, doch vermutlich wurde sie schon damals von einer Generation auf die andere erzählt.

Leofric war ein strenger Earl, der seinen Untertanen, nicht unüblich in der damaligen Zeit, strengste Steuern auferlegte. Die Bauern waren verpflichtet, für den Prunk des Herren aufzukommen. Ob sie es konnten oder nicht, interessierte die meisten Ritter nicht oder nur am Rande. Doch selbst unter diesen Maßstäben waren die Steuern Leofrics nicht tragbar. So murrte das Volk und litt unter der entsetzlichen Steuerlast.

Lady Godiva, eine Adelige mit gutem Herzen, ertrug nicht das Leid des Volkes. Sie bat ihren Ehemann darum, diese soweit wenigstens zu senken, dass das Volk wieder leben könnte. Doch Leofric erwiderte lachend, er wird die Steuern erst senken, wenn sie nackt durch die Stadt reitet.

Lady Godiva trifft ihre Entscheidung – Edmund Blair Leighton

Ein Ding der Unmöglichkeit für damalige Menschen, sich nackt vor anderen zu zeigen. Doch Lady Godiva zögerte nicht.

Sie befahl allen Untertanen, in ihren Wohnungen zu bleiben, die Fensterläden zu schließen und stieg selbst, nackt, nur mit ihren schönen, offen getragenen Haaren bedeckt auf ihr Pferd. Dann ritt sie langsam durch die leere Stadt.

Der Legende nach wagte es ein einziger Bürger (Peeping Tom) ihr dabei zuzuschauen. Sofort traf ihn die Strafe Gottes und er erblindete.

Beeindruckt vom Mut seiner Frau hielt Leofric sein Wort und erließ alle Steuern, außer der Pferdesteuer.